Damie,  Gedankenstrudel

Der Egoismus der Menschen – ein Update zu Damie

Manchmal befürchte ich jegliche Hoffnung in die Menschen zu verlieren. Und irgendwie werden die Abstände kürzer. Das betrifft so einige Themen, hier und jetzt in diesem Beitrag geht es um Damie. Seit nunmehr sieben Monaten ist Damie nicht mehr bei uns. Er ist in der Pension, dem Hundeinternat, Glückspfote in Weeze. Wenn du diesen Beitrag liest und nicht weißt, wie es dazu gekommen ist, dass Damie nicht mehr bei uns ist, dann lies gerne die Beiträge Pfotenliebe – Unser 1. Jahr mit Damie und Wir suchen ein neues Zuhause für Damie.


Als erstes möchte ich euch erzählen, dass es Damie ganz gut geht. Bereits nach wenigen Wochen in der Pension, konnte er mit anderen Hunden zusammen draußen sein und hat sich sogar meistens gut benommen. In der vergangenen Woche hat Bettina (unsere Trainerin, Vertrauensperson und Gründerin des Tierschutzvereines Pfötchenretter mit Herz) Damie seit seinem Umzug in die Pension erstmals wieder gesehen. Ihm geht es gut, er hat etwas an Gewicht zugelegt – das Futter scheint dort gut zu sein – und er ist sehr viel ruhiger geworden. Sie sagt sogar, dass wir ihn kaum Wiedererkennen würden. Natürlich im positiven Sinne und das freut uns.

Grund für den Besuch war ein Kennenlernen mit Interessentinnen. Bereits im Sommer gab es Interessent*innen, die dann aber plötzlich wieder abgesagt haben. Auf einmal haben sie es sich anders überlegt und irgendwie passt es dann doch nicht. Jetzt waren sogar zwei Interessentinnen da, die Damie kennenlernen wollten. Ganze sechs Wochen hat es bis zum Termin gedauert. Warum so lange? Weil es sowohl Bettina, als auch uns, wichtig war, dass Bettina beim Kennenlernen dabei ist – die Menschen kennenlernt und auch sieht, wie Damie sich ihnen gegenüber verhält. Bei der Vermittlung geht es einfach darum, das richtige Zuhause für die Karotte zu finden. Ein hin- und herschieben, wie es leider so oft der Fall und das Resultat aus unüberlegten Handlungen ist, soll Damie definitiv nicht widerfahren.

Das Kennenlernen verlief an sich gut, beide Interessentinnen waren positiv gestimmt. Beide sollten sich Zeit nehmen und überlegen, ob ein gemeinsames Leben mit Damie passt. Oh man, es ist echt ein übles Gefühl so zu schreiben – als wären Tiere, als wäre Damie, Handelsware. Natürlich ist das nicht so, und es zerreißt mir immer und immer wieder das Herz – dennoch, Adoptionen müssen nunmal abgewogen werden, schließlich geht es darum eine Familie zu finden. Jedenfalls hat eine der beiden Interessentinnen am nächsten Tag zugesagt. Natürlich haben wir uns gefreut und trotzdem haben wir unsere Euphorie zurückgehalten – um nicht vielleicht doch Enttäuschung zu erfahren. Die Vermittlungspapiere wurde fertiggemacht und zugesandt. Ein Termin für ein zweites Kennenlernen mit allen im Haus lebenden Personen wurde vereinbart. Ebenso der Tag, an dem Damie in sein neues Zuhause zieht und der Termin für die Nachkontrolle – um zu schauen, wie es ihm in seiner neuen Umgebung geht, stand fest.

Und dann ist da der Samstag des zweiten Kennenlernens. Ganze zwei Stunden ist die Familie in der Pension, der Vater stellt blöde Fragen und plötzlich kommt heraus, dass die Schwester tagsüber auf Damie aufpassen soll – sie aber Angst vor Hunden hat. Sind die eigentlich völlig kaputt? Heute am Sonntag kam dann die Absage und Entschuldigung per SMS. Damie passt nicht zu den Vorstellungen des Lebens mit Hund und sie möchten kein Experiment starten. Ich frage nochmal – sind die völlig kaputt? Überlegt man sich das nicht vorher? Alle Fakten, seine Geschichte und die Herausforderung sind total klar und offen kommuniziert, nicht nur ein Mal. Die Leute nehmen so viele Stunden von Menschen, die im Tierschutz und der Pflege tätig sind in Anspruch. Kommunizieren Stunden, warten Wochen auf das Kennenlernen – alles ist schick und plötzlich ist alles anders.

Es geht nicht in meinen Kopf. Es zerreißt mir das Herz. Jegliches Vertrauen in den Verstand von Menschen schwindet … Ich verstehe es einfach nicht.

Unabhängig von Damie – da sind Leute, die entscheiden sich für ein Leben mit Hund. Adoptieren einen Hund aus dem Tierschutz und plötzlich fällt denen ein, dass „es doch nicht passt“. Teils sind die Hunde bereits für den Transport aus dem Ausland nach Deutschland zur Familie geplant und dann kommt eine Absage per Nachricht. So traurig es ist, eigentlich kann man froh sein, dass der Rückzug vor dem Einzug des Tieres bei der neuen Familie kommt. Denn so bekommen die Hunde weniger davon mit, werden weniger hin- und her geschoben. Auch in unserm Fall mit Damie, sind wir natürlich froh, dass der Rückzug jetzt kam. Wäre er erstmal in der Familie und müsste dann wieder zurück, wäre es für ihn soviel unnötiger Stress.

Da sind Menschen, die sich kümmern, sorgen und Unmögliches möglich machen. Vollzeit arbeiten und jede Minute der Freizeit für den Tierschutz aufwenden. So viel Leid sehen und trotzdem klar und fokussiert bleiben – den Tieren zur Liebe. In der „Freizeit“ jeden Monat tausende von Kilometern fahren, um Futter- und Sachspenden an Tierheime im Ausland zu übergeben, Tiere zu retten, zu neuen Familien zu bringen, sich um Kastration und tierärztliche Behandlungen kümmern. Unentgeltlich, angewiesen auf Spenden. Von der ganzen Bürokratie und dem organisatorischem Aufwand mal ganz abgesehen. Und dann sind da Personen, die die Zeit von diesen stillen Held*innen nehmen – weil sie sich wohlmöglich von der Euphorie leiten lassen ohne sich selbst sicher zu sein, wo überhaupt die eigenen Bedürfnisse liegen.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht an Damie denken. Wir wünschen uns so sehr, dass wir endlich ein tolles Zuhause für ihn finden. Eines, indem er so sein kann, wie er ist und die Menschen eben die Richtigen für ihn sind.

Aber bis dahin heißt es: suchen, warten, hoffen …


Wenn ihr was Gutes tun wollt, dann lasst den Pfötchenrettern doch eine kleine Spende da. Die Unterhaltskosten für die Pension tragen Tina und ich zwar selbstverständlich, aber Bettina leistet mit ihrem Verein so tolle und hilfreiche Arbeit, dass wir uns über jede noch so kleine Spende oder auch eine Patenschaft freuen. Wie das funktioniert, seht ihr unter https://pfoetchenretter-mit-herz.de/willkommen-auf-http-pfoetchenretter-mit-herz-de/sie-koennen-helfen/online-spende.


Und ihr wisst ja, wenn jemand jemanden kennt, der jemanden kennt … meldet euch bei Tina oder mir. Damies Vermittlungsprofil ist bei Hunde in Not unter https://www.hunde-in-not.com/damie-geb-2017-sucht-erfahrenes-ruhiges-zuhause-als-einzelhund-in-deutschland/ zu finden.

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