Reisetagebuch,  Schweden

[742] Herbststimmung in Schwedens Wäldern

Das Wochenende stand vor der Tür und wir wollten wieder raus. Okay, wir sind die ganze Zeit irgendwie draußen, aber so richtig – wandern gehen halt. Nachdem wir zwischenzeitlich ein paar wärmere Tage hatten, war nun eher Herbststimmung. Es war Regen angesagt und wir haben uns auf eine so richtig auf eine Wanderung mit Kapuze gefreut. Passend zur Stimmung haben wir am Abend Grünkohl gegessen. Grünkohl müssen wir immer in Deutschland kaufen und dann auch zeitnah essen – denn Grünkohl, so wie wir ihn kennen, bekommen wir (scheinbar) nur in Deutschland.

Die Nacht haben wir am Startpunkt unserer geplanten Wanderung im Skärbäk Naturreservat verbracht. Da der Wanderparkplatz mit 40 Kronen für 24 Stunden (etwa 4 Euro) kostenpflichtig war, durften wir die Nacht alleine verbringen. Andere Parkplätze in der Natur sind in Südschweden zu dieser Zeit ziemlich überlaufen.


Eingepackt mit langer Wanderhose, dem richtigen Schuhwerk und einer Regenjacke, sind wir gestartet. Diese Wanderung war mal etwas anders für uns, denn Tina beschäftigt sich seit Kurzem mit Pilzen und auch mein Interesse hat es geweckt. Unsere Blicke gingen mehr und mehr Richtung Boden. Für knapp 11 Kilometer haben wir fast vier Stunden benötigt. Alle paar Meter haben wir wieder irgendwas Interessanten gesehen und sind angehalten. Es ist super spannend, wenn man erstmal anfängt nach Details in der Natur zu schauen, dann kann man sich richtig drin verlieren. Die Zeit vergessen.

Das faszinierende an Pilzen ist, dass sie die Natur am Leben haben – und auch uns Menschen. Sie sind einfach überall und ganz verschiedenen Formen. Sie zersetzen Zerfallenes und Verstorbenes und lassen daraus Neues wachsen. Was wir von ihnen sehen, ist meist nur der Fruchtkörper, der nach regnerischen Tagen aus dem Boden sprießt. Und während der gesamte Waldboden aus ewigen Verzweigungen der Pilze besteht, ist der Fruchtkörper eigentlich nur dafür da, Sporen zu verteilen und sich dadurch fortzupflanzen. Und was nicht weniger spannend ist, sind Flechten. Was ein gigantisches Meisterwerk der Natur.



Die schwedischen Wäldern sind eh super beeindruckend. Sie sind so anders als andere Wälder. Sehen so sauber aus. Sie sind weich, die Böden sind teilweise flächendeckend mit Moos bedeckt – darauf läuft es ganz weich, teils sinkt man zehn, fünfzehn cm ein. Was wir aber auch sehr viel gesehen haben, sind Beeren: Himbeeren, Brombeeren und natürlich typisch für Schweden Heidelbeeren. Da muss man zwischendurch einfach mal snacken.

Da wir so langsam und fokussiert auf Details unterwegs waren, konnten wir auch eingerollte Käfer und viele kleine Kröten sehen. Und mit klein, meine ich wirklich klein – die meisten waren kleiner als 2 cm. Es ist super interessant sie zu beobachten. Diese ultradünnen Beine, wie sie damit klettern, an Moos oder Holz hochkraxeln, weil sie zu klein sind um hoch zu springen. Wie sie den Kopf drehen und einen anschauen. Wie süß ist das bitte.

Kurz bevor wir zurück am Van waren, haben wir noch ganz viele Blaubeeren gepflückt, von denen wir am nächsten Tag einen Crumble gemacht haben. Einen richtig schönen Sonntag hatten wir – nur regnerisch war es nicht. Das Wetter hatte sich gedreht und es wurde zum Schluss noch richtig warm. Aber auch das ist total fein.


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