Reisetagebuch,  Schweden

[719] Astrid Lindgrens Nås, Waschchaos und absolute Stille

Ist man im Småland, gehört Astrid Lindgren definitiv dazu. In Vimmerby befindet sich die Astrid Lindgren Welt. Wir wären gern in den Freizeitpark gegangen, haben uns den hohen Eintrittspreis aber gespart und sind stattdessen in das Museum „Astrid Lindgrens Nås“ gegangen. Man kennt Astrid Lindgren immer nur als Kinderbuch-Autorin, sie war aber so viel mehr – und das haben wir hier erfahren. Ihr erstes Kind war unehelich, was damals so verabscheut wurde, dass sie für einige Zeit nach Kopenhagen geflüchtet ist und dort ihr Kind alleine großgezogen hat. Sie war Aktivistin, hat sich gegen Massentierhaltung ausgesprochen, für die Rechte von Kindern eingesetzt, für Freiheit und Selbstbestimmung gekämpft, hat sich gegen Gewalt eingesetzt und seitens der Politik Gesetzesänderungen zum Geburtstag geschenkt bekommen. Über ihre Bücher hat sie kritische Themen verdeutlicht und dadurch Geschehnisse thematisiert, die nicht unbedingt hätten offen angesprochen werden können. Sie war Schwedin des Jahrhunderts und hat, bei allem was sie getan hat, einfach nie locker gelassen.

Das Museum befindet sich auf dem Grundstück des Elternhauses, ebenso der berühmt Limonadenbaum aus Pippi Langstrumpf. Noch heute lebt hier ein Teil der Familie hier.


Kampf der Wäsche & Einstieg in ein fremdes Wohnmobil

Es war mal wieder Zeit zu waschen. In Schweden gibt es nichtmal eine handvoll Waschsalons über das ganze Land verteilt. Wir sind also angewiesen auf Stell- oder Campingplätze. In einem kleinen Hafen haben wir einen schönen Platz für 160 Kronen die Nacht gefunden. Drei Maschinen wollten wir waschen und trocknen und haben uns daher direkt für zwei Nächte eingebucht. Die Nutzung der Maschinen war kostenlos – auf anderen Plätzen liegen die Preise oft bei 7 Euro pro Ladung. Unsere erste Maschine wollten wir früh um 6.30 Uhr starten. Eine Person kam uns zuvor und hat dann direkt drei Maschinen durchgewaschen, je fast vier Stunden. Ganze 12 Stunden später waren wir dann mal dran. Am Folgetag war das nicht viel anders und so haben wir spät Abends gewaschen. Nachdem Nachts um zwei Uhr unsere zweite Maschine fertig war, kamen wir mit der dritten Morgens um 6.15 Uhr schon wieder zu spät. Es war regelrecht ein Kampf und die Leute sind ziemlich egoistisch. Wieso belegt man 12 Stunden am Stück die Maschine und wieso muss man fremde Wäsche aus der Maschine nehmen und auf das Waschbecken legen, wenn diese gerade mal seit einer Minute fertig ist? …

An einem Nachmittag kam auf diesem Platz ein deutsches Paar auf uns zu. Sie haben sich ausgeschlossen und brauchen jemanden, der durchs Fenster einsteigen kann. Mit Hilfe von Essstäbchen und Zollstock haben wir das Fenster, was zum Glück in Halbstellung war, öffnen können. Ich bin dann eingestiegen und haben von innen die Tür geöffnet. Die beiden waren so dankbar, dass wir für diesen Einbruch sogar zwei Piccolo alkoholfreien Sekt geschenkt bekommen haben.


Absolute Stille im Wald

Nach den zwei Tagen zwischen all den anderen Campern, sind wir wieder in die Natur geflüchtet. Wir haben einen schönen Platz im Wald gefunden. Der Wege hier her – wie sollte es auch sonst sein – führte über einen schmalen Waldweg. Die Äste eines umgeknickten Baumes versperrten uns den Weg und so mussten wir die erstmal räumen. Am Platz angekommen waren wir in der absoluten Ruhe. Wenn es windstill ist, die Tiere und der Wald mal kurz den Atem anhalten, dann gibt es hier kein einziges Geräusch. Traumhaft schön.

Am zweiten Tag kam ein alter Herr angefahren. Ein Local, der hier seit zwanzig Jahren herkommt um die Stille zu genießen. Er sagte uns, es sei das erste Mal, dass er hier am Ende des Weges jemanden aus Deutschland sieht. Wie die meisten Schweden, sprach auch er perfekt Englisch. Wir haben uns sehr gut unterhalten und er hat uns noch einen weiteren so schönen Platz empfohlen.

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