[711] Autofriedhof Ryd & eine Zeitreise im Huseby Bruk
Sonntag. Wir waren auf der Suche nach einem Platz, an dem wir die nächsten beiden Tage ruhig arbeiten können. Auf dem Weg haben den Autofriedhof in Ryd (Bilkyrkogården på Kyrkö mosse) besucht. Mitten im Wald liegen hier etwa 200 Autowracks. Åke Danielsson, der erst nur Torf gewann, hat später Autos verwertet und diese einfach im Wald liegen lassen. Er hat hier in einer Hütte gelebt und ist bis Ende der 80er Jahre noch aktiv gewesen. Der Autofriedhof ist inzwischen ein touristisches Ziel und leider sind viele dabei, die Fahrzeugteile stehlen und vandalieren. Abgesehen von den Fahrzeugen selbst, fand ich an diesem schon recht mystischem Ort, eins sehr deutlich sichtbar: Kunststoff verrottet nie. Die Fahrzeuge liegen da teils seit 50-60 Jahren und sie sind arg verrostet. Was aber regelrecht glänzt, sind die Kabelbäume – sie sehen fast aus wie neu. Das erinnert mich daran, wie Tina und ich vor ein paar Jahren eine alte Pril-Flasche im Wald gefunden haben. Sie war aus den 40er Jahren und abgesehen von Dreck, Kratzern und Beulen war nichts mit ihr. Müll gehört nicht in die Umwelt – und erstrecht kein Kunststoff.
Von Ryd aus ging es weiter. Unser erstes Ziel war nichts und so steuerten wir weiter zu einem großen Parkplatz bei einem Museum. Laut Bewertung in der Stellplatz-App war der Platz nicht schön und tagsüber laut durch die Straße. Es stellte sich das genaue Gegenteil raus. Ein sehr großer Parkplatz von dem ein Teil auf festem Rasen war. Wir standen völlig alleine und etwas versteckt hinter einem Busch, die Straße kaum zu hören. Ein Volltreffer – hier können wir ungestört arbeiten. Bevor wir zwei Tage später wieder losgefahren sind, haben wir das Guts-Museum besucht.
Huseby Bruk im Småland
Es ist kein klassisches Museum, das Huseby Bruk ist ein herrschaftliches Gut aus dem 17. Jahrhundert. Der damalige Besitzer ist einst viel gereist, größtenteils durch Indien. Er hat sich Inspirationen geholt, insbesondere was technischen Fortschritt betraf. Auf diesem Gut hat er dann viel des Wissens versucht umzusetzen. Im schlossähnlichen Herrenhaus sind die Räumlichkeiten weitestgehend noch so eingerichtet, wie sie damals bewohnt wurden. Über das Grundstück und dem großen Garten verteilt finden sich weitere Gebäude. Zum Beispiel ein altes Sägewerk, in dem heute die teuersten Designermöbel eines Sammlers ausgestellt sind. Ebenso ein altes Wasserwerk, welches heute noch aktiv ist und 6.500 Liter Wasser in der Sekunde pumpt. Das Wasserwerk hat damals das gesamte Gut mit Strom versorgt, heute versorgt es einen großen Teil der Region. Hier sind auch die ersten elektrischen Haushaltsgeräte ausgestellt. Im Garten des Gutes sind Beete, Kräuter und Gemüse angepflanzt. Das Personal ist gekleidet wie zu damaligen Zeiten, es gibt ein Restaurant und Café und verschiedene Handswerkausstellungen wie Malerei, Tonkunst, Schmuck und Nähereien. Wir haben den Nachmittag der Zeitreise sehr genossen.