Nordseeinsel Texel
Im Oktober 2018 wollten wir für ein paar Tag dem Alltag entfliehen und ans Meer. Da wir zuvor noch nie in den Niederlanden waren, ist die Entscheidung schnell auf Texel gefallen. Das typische Oktoberwetter hatten wir erwarte und uns bereits auf eine steife Brise und herbstliches Inselwetter gefreut.
Gefahren sind wir von Solingen mit dem Zug über Amsterdam nach Den Helder. Unterwegs hatten wir eine Stunde Verspätung, da der ICE umgeleitet wurde. Die Bahn hat uns dafür freie Getränke angeboten, was ein wirklich netter Zug war (höhö Wortspiel). Der alternative Unterwegsbahnhof der angesteuert wurde, damit Fahrgäste umsteigen und auf ihre ursprüngliche Route zurück kommen konnten, wurde nicht angefahren: „Wir sind hier auf dem Mittelgleis, da lasse ich niemanden aussteigen“ – ärgerlich für die Betroffenen, aber irgendwie auch ein bisschen lustig. Dem Zugführer war es ersichtlich unangenehm. Uns hat die Stunde Verspätung nichts ausgemacht, es war ein Teil der Reise – und ein ganz komfortabler. Hin- und Rückfahrt für zwei Personen in der 1. Klasse haben übrigens nichtmal 100 Euro gekosten. Nach Umstieg in Amsterdam und Ankunft in Den Helder sind wir mit der Fähre übergesetzt. 2,50 Euro für ein Hin- und Rückticket. Das ist unfassbar günstig. Die Fährfahrt dauerte etwa 20 Minuten. Als wir auf der Insel angekommen sind, ging es dann noch eine halbe Stunde mit dem Bus nach De Koog.
Übernachtet haben wir bei einer tollen Gastgeberin, die wir über Airbnb gefunden haben. Das Zimmer war in einem kleinen Haus, unten und oben hat die Gastgeberin gewohnt. In der Mitte waren zwei Zimmer zur Vermietung. Wir hatten das „blue bird“ mit Bad auf dem Zimmer. Die Einrichtung ist sehr stilvoll. Minimalistisch, gemütlich und schick. Auf dem Flur gab es eine Kaffeemaschine, Tee und einen Kühlschrank sowie Geschirr. Die Lage ist im Stadtkern und trotzdem nur 200 Meter vom Strand entfernt. Nachdem wir unsere Sachen abgelegt haben, sind wir direkt ans Wasser.
Tina hatte vorsorglich ihre Gummistiefel mitgenommen – Schlaukopf. Als sie dann schnurstracks ins Wassser gelaufen ist und ich in meinen, aus Designgründen undichten, Boots nur hinterherschauen konnte um nicht nasse Füße zu bekommen, habe ich entschieden mir ganz schnell Gummistiefel zu kaufen. Also zurück über die Düne in den Touriladen und Stiefel gekauft. Gar nicht so einfach, aber ich habe was Gescheites gefunden. Und wieder zurück … wir sind dann direkt ins Wasser – und diesmal habe ich nicht nur hinterhergeschaut. Die nächsten vier Tage standen dann im Zeichen der Gummistiefel.
Am Abend haben wir im Ort ein nettes Lokal in einer Gasse gefunden, das draußen Heizstrahler hat. Urgemütlich haben wir dort ein Texelbier getrunken. Sehr lecker, etwas süßlich und dennoch kräftig – und mit fast sechs Euro nicht gerade günstig.
Am Morgen sind wir im „Coffee & More Texel“ frühstücken gewesen. Ein sehr empfehlenswerter und gemütlicher Place. Draußen war es heftig am regnen und drinnen hinter der Glasscheibe war es so sehr gemütlich. Das Wetter war eh total wechselhaft. Von kurzen Regenschauern, kleinen Stürmen und strahlender Sonne mit blauem Himmel, war in fast schon minütlichem Wechsel alles dabei. Und obwohl Herbstferien in Deutschland waren, war unerwartet wenig los. Gut für uns.
Wir haben uns treiben lassen, sind viel spazieren gewesen. Den Strand entlang und durch den Dünen-Nationalpark. Leider hatte ich noch mit einer Erkältung zu kämpfen und war körperlich total auf Sparflamme, aber wir haben es trotzdem sehr genossen. Zwischendurch haben wir immer mal Halt in einem Strandcafé gemacht und uns aufgewärmt oder einen Schauer abgewartet.
Für den nächsten Tag hatten wir geplant, die Insel zu erkunden. Da ich nicht fit war, haben wir ausgeschlossen uns Fahrräder zu leihen und uns stattdessen überlegt eBikes zu nehmen. Kurzerhand haben wir uns dann aber einen Motorroller geliehen. Der Roller hatte nur eine Mofazulassung und so sind wir über De Cocksdorp bis an die nördlichste Stelle zum Vuurtoren (Leuchtturm) Texel gefahren. Bei gemütlichen 25 km/h Maximalgeschwindigkeit war es möglich sich während der Fahrt zu unterhalten und die Gegend anzuschauen. Zwischendurch mussten wir dann immer mal einen kleinen Stop einlegen und einen Regenschauer abwarten, aber das hat uns überhaupt nicht gestört. Irgendwie hat das einfach dazugehört. Inselwetter eben. Am Leuchtturm angekommen mussten wir dann aber tatsächlich einmal in ein Strandcafé flüchten. Dem Regenbogen gefolgt, fing es plötzlich so sehr an zu hageln, dass wir nur noch die Flucht ergriffen haben. Zum Glück gab es noch ein kleines Plätzchen und eine heiße Schokolade.
Mit Zucker gestärkt und aufgewärmt sind wir dann weiter und über die Ostseite der Insel bis nach Den Burg. Auf dem Weg haben wir dann tatsächlich auf die einzigen Schafe gesehen. Texel ist ja bekannt für die Schafe, aber irgendwie haben wir während der paar Tage dort, sonst keine gesehen. Wahrscheinlich waren wir einfach nur nicht dort wo sich die Wollknäul tummeln.
In Den Burg haben wir dann wieder eine Regenpause eingelegt, sind ein bisschen durch die Geschäfte geschlendert und später essen gegangen. Das Restaurant hat sich ziemlich überfüllt angefühlt, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass es sehr urig, dunkel und eng war. Dennoch war es gemütlich und das essen war super lecker.
Nach der Rückkehr in De Koog mussten wir erstmal den Supermarkt abgechecken. Es ist so interessant jeden einzelnen Gang durchzustöbern, nach Lebensmitteln die es in Deutschland nicht gibt – oder aber in anderer Form. Das Schöne am Reisen ist halt einfach auch das Essen und die Suche nach regionalen Spezialitäten. Wir haben uns mit Tompouce und Vla in verschiedenen Sorten eingedeckt. Vla gibt es im Tetrapack, es ist wie Pudding, nur weniger fest und ohne die Schicht, die sich beim Pudding oben bildet. Tompouce ist eine Schicht Blätterteig, dann kommt eine dicke Schicht Vanillepudding, wieder eine Schicht Blätterteig und on top eine rosa Zuckerglasur. Ganz sicher ist das alles super gesund! In jedem Fall aber leider geil.
… die Pakete Vla haben wir bei der Abreise übrigens fast im Kühlschrank vergessen. Das wäre ein Skandal gewesen!
Den nächsten und letzten Tag auf Texel haben wir mit Spaziergängen am Strand und in den Dünen verbracht und zum Tagesabschluss haben wir uns echte holländische Pommes mit Joppiesoße gegönnt. Das kulinarische (und wieder super gesunde) Erlebnis konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen. Perfekt gemacht hat das der Sonnenuntergang am Strand. Die Möwen hatten auch reges Interesse und haben uns ihre Tanzeinlagen gezeigt. Abgegeben haben wir natürlich nichts.
Das waren vier sehr schöne Tage auf Texel. Das Meer ist immer eine Reise wert, egal bei welchem Wetter. Regen und Sturm machen das ganze eigentlich noch schöner, interessanter, denn wozu waren wir dort? Um den Kopf frei zubekommen, abzuschalten, uns durchpusten zu lassen – das haben wir geschafft.