Österreich,  Reisetagebuch

[788] Golling an der Salzach und Schneewandern

Unser Ziel in Österreich war es, langsam zu reisen. Wieder Routinen bekommen, den Fokus aufs Arbeiten zu legen. Und deshalb sind wir ganze 10 Tage in Golling an der Salzach geblieben. Wir standen direkt am Schwimmbad mit Blick in die Berge und einem schönen Ort fußläufig. 10 Tage an einem Ort – das hatten wir seit vielen Monaten nicht mehr. Warum wir uns noch für diesen Platz entschieden haben? Wir stehen auf Asphalt. Es war Regen angesagt und zwar viel.



In den Tagen hier in Golling sind wir durch drei Klimazonen gekommen. Die ersten beiden Tage war es richtig warm, bis zu 26 Grad und Sonne. Dann fast nonstop Regen und die Nächste wurden kalt, runter auf bis zu 2 Grad. Es wurde richtig Herbst und die Regenjacke Dauerbegleitung. Herbst hatten wir wirklich lange nicht mehr. Abgesehen von den paar Tagen in Schweden ist unser letztes Herbstwetter zwei Jahre her. Und dann haben wir uns entschieden, dass wir auch gerne noch den Winter hätten.

Im Tiefschnee zur Franz-Fischer Hütte

Es gibt in Österreich eine vegane Hütte, die Franz-Fischer Hütte in Zederhaus. Etwa eine Stunde von unserem Stellplatz entfernt auf 2.020 Meter im Naturpark Riedingtal. Als wir über Social Media gesehen haben, dass dort oben der erste richtige Schnee liegt, haben wir beschlossen eine Tagestour zu machen. Mit Kurt sind wir auf bis 1.500 Meter hoch gefahren, von dort aus ging es nur noch zu Fuß weiter. Bei 2 Grad haben wir Kurt auf dem Parkplatz im Schnee-Regen Sturm stehen gelassen, haben uns warm eingepackt und sind losgewandert. Für uns ging es die 500 Höhenmeter hoch zur Hütte. Okay, bevor wir wirklich am Aufstieg angekommen sind, sind wir erstmal 6 Kilometer in die falsche Richtung gelaufen, aber dann ging es hoch. Ein ziemlich steiler, aber leicht zu laufender Wanderweg. Wir haben den ersten Schnee gesehen und haben uns gefreut wie kleine Kinder. Hätten wir da schon gewusst, was uns noch erwartet, wären wir vermutlich gar nicht beeindruckt gewesen.

Auf den nächsten Höhenmetern wurde der Schnee immer mehr. Es schneite und schneite und schneite. Die Tannen waren eingedeckt und bald haben wir wirklich nur noch Schnee gesehen. Irgendwann war der Weg nur noch zu erahnen und wir sind mit jedem Schritt bis zu den Waden im Schnee eingesunken. Irgendwann haben wir die Hütte gesehen und hatten keine Ahnung, wie wir dort hinkommen sollten. Es war kein Weg zu sehen, die Hütte war am Hügel gegenüber und dazwischen Tal und ein See. Ohne zu sehen, wohin wir treten, haben wir auf die GPS Daten der Wanderkarte vertraut und sind direkt am See durch einen ganz flachen Bach gelaufen.

Oben an der Hütte angekommen, wurden wir mit entsetzten Worten „Wo kommt ihr denn her?“ begrüßt. Na von draußen. Wir waren die einzigen. Die Wirtin hatte das Personal schon nach Hause geschickt, sie hatten bei diesem Wetter niemanden erwartet. Dennoch hat sie uns ein rustikales veganes Essen gezaubert, wofür wir sehr dankbar waren. Wir haben uns lange mit ihr unterhalten, über das Klima, dass man bei Schnee trotz Allrad nur schwer hier hoch zur Hütte kommt, darüber wie es ist, in einem so traditionellen Land, eine vegane Hütte zu eröffnen und warum es auf der Speisekarte doch auch Käse und Ei als Topping gibt.

Wie sich herausstellte, ist es eine Hütte die im Sommer von Wanderden besucht wird. Der September ist normalerweise noch Hochsaison, was sich durch den Schnee nun kurzerhand erledigt hat. Wir sind sehr froh, dass wir noch zur Hütte aufgestiegen sind, denn nur wenige Tage später hat sie bis zur nächsten Sommersaison geschlossen.

Auf unserem Weg zurück ins Tal haben wir den Schnee nochmal so richtig genossen, haben Schneeengel gemacht und waren so unglaublich dankbar, dass wir das erleben durften. Unten zurück am Van war alles wieder grün, grau und regnerisch – irgendwie trist. Wir sind zurück zu unserem Stellplatz gefahren und kamen uns vor, als hätten wir eine Zeitreise gemacht. Dieser Tag war völlig surreal.



Wir sind noch ein paar Tage geblieben, haben viel gearbeitet, waren im Schwimmbad und haben uns in einem kleinen Geschäft im Ort ein Waffeleisen mit Wechselplatte für Sandwiches gekauft.